Wenn Grenzen Narben verursachen
- diekultussen
- 12. Juni 2023
- 1 Min. Lesezeit
Reena Saini Kallat ist eine 1973 geborene indische Künstlerin, deren Werke unter dem Titel «Deep Rivers Run Quiet» erstmals in einer Schweizer Einzelausstellung zu sehen sind – und zwar noch bis am 3. September im Kunstmuseum Thun. Ihre Arbeiten wirken zart und poetisch, doch sie verhandeln ein Thema, das für viele Narben sorgt: Grenzen. Die Familie der Künstlerin erlebte durch die Emigration aus Pakistan selbst eine Trennungssituation. Aus elektrischem Draht, wie er an einem Grenzzaun zum Einsatz kommen könnte, formt sie beispielsweise zarte Linie, die Landesgrenzen, Flussläufen oder Höhenlinien nachempfunden sind. Die vermeintlich topografischen Sujets gewinnen an Dringlichkeit, je länger man das Material betrachtet. Draht, Nägel oder Metallstücke scheinen keine Grenzen zu markieren, sondern sie regelrecht ins zerbrechliche Papier zu schneiden, aus dem sie herausragen.
Wer nach dem Museumsbesuch aus dem Gebäude auf die Wiese tritt und zur nahgelegenen Aare schlendert, wird den Fluss, der die Stadt in zwei Hälften schneidet, womöglich mit etwas anderen Augen anschauen.

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