Nichts zu klönen im Klöntal
- diekultussen
- 1. Sept. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Auf nach Glarus? Dorthin also, wo angeblich die letzte Hexe verbrannt wurde. Ist das eine gute Idee? Die Kultusse wollte jedenfalls an die dritte Ausgabe der Klöntal Triennale und hatte auf dem langen Hinweg plötzlich Bedenken. Hungrig und durstig aus dem Zug steigend, gab es am Bahnhof Diesbach Bettschwanden kein Essen und Trinken, nicht einmal einen Selecta-Automaten, konnten wir erspähen. Abgekämpft kam die Kultusse auf dem Legler Aareal, dem Epizentrum der Ausstellung "In a State of Flow" an. Und oh Wunder - es war als gelangte man im Hinterland plötzlich zu einer Oase. Hier floss Cava und hier konnte Tortilla bestellt werden. Und das beste: Ein sprudelnder Brunnen lud zum Sitzen und Füsse eintauchen ein.

Der Brunnen ist ein Werk des deutschen Künstlers Raul Walch. Er lädt mit dieser Arbeit dazu ein, über die Ressource Wasser nachzudenken und dabei über die Zukunft und mögliche Alternativen zu sinnieren. Sprüche wie "Be a frog" sind auf dem Boden des Pools zu lesen. Gute Idee! Wir planschen, fröhlich drauf los.

Allein dieser Architektur und Landschaft wegen lohnt sich ein Besuch der Schau. Gründer der einstigen Weberei ist Mathias Legler, der aus dem Dorf Diesbach stammte. Es entstand ein internationaler Textilkonzern. In den 70er Jahren hatte die Fabrik in Europa das Monopol in der Jeansstoffherstellung.

Die Kuratorinnen Sabine Rusterholz Petko und Séverine Fromaigeat luden Kunstschaffende dazu ein, auf diesen Ort zu reagieren. Auf dem Foto: Die beiden während der Ansprache an der Eröffnung.

Es entstanden kritische Arbeiten, die sich mit den damaligen Arbeitsbedingungen oder den kolonialen Verstrickungen der damals in Glarus florierenden Textilindustrie auseinandersetzen. Die Künstlerin Julie Monot aus Lausanne inszenierte ein Environnement, in dem unter anderem geisterhafte Denim-Gestalten auftauchen.

oder ein Spinnennetz mit den Strukturen des Raumes flirtet.

Die Neonarbeit von Chloé Delarue, die in Genf lebt, fasziniert mit Lichtreflektionen in den sie umgebenden Wasserlachen. Menschliche Gestalt oder veraltete Werbung?

Kurze Irritation: Ready Made oder kann das weg?

Nach all den hippen Zürcher:innen, die sich im Aareal stauten, trafen wir endlich jemanden, der aussah, wie wir uns einen echten Glarner vorgestellt hatten. Man sagt übrigens "Chlüntel", liess der urchige Kerl uns wissen und wir sagten: Nichts zu klönen im Klöntal.
Ausstellung: Noch bis am 29.9. www.klöntaltriennale.ch
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